Torsten Krug // Regisseur / Autor

Odyssee


Frei nach Homer
Fassung von Torsten Krug, Übersetzung: Johann Heinrich Voß

Regie: Torsten Krug
Bühne und Kostüme: Siegfried E. Mayer

Glashaus des Botanischen Gartens Wuppertal
Wuppertaler Bühnen
Januar 2017

Mit: Miko Greza

Somit wird das Gewächshaus auf der Hardt nicht nur eines der außergewöhnlichsten Bühnenbilder der gesamten Spielzeit, sondern aktiver Teil und Rahmen des Geschehens. Die gespenstisch großen Schatten der vom Boden aus angestrahlten Pflanzen schaffen gemeinsam mit vereinzelt eingespielten Klängen und Stimmen einen der Wirklichkeit entrückten Raum, den Miko Greza mit seiner würdevollen Präsenz gänzlich einzunehmen vermag. Als er schließlich von der anderen Seite der teils beschlagenen Glaswand in den dicht bewachsenen Zuschauerraum blickt und die Worte formt, die nebenan zugleich durch Lautsprecher schallen, scheint die schaurige Parallelwelt des Totenreichs beinahe greifbar.
Torsten Krugs Fassung der 'Odyssee' wurde nicht umsonst in die aktuelle Spielzeit wiederaufgenommen: Die Darstellung des Odysseus als in die Jahre gekommenen Überlebenden statt als gefeierten Abenteurer verleiht dem Stoff eine neue Ernsthaftigkeit und beklemmende Aktualität. Das atmosphärische Setting der Inszenierung und die Nähe zum Schauspieler, die das Publikum beinahe Teil des Stücks werden lässt, bewirken ein intensives Theatererlebnis für alle Sinne – fernab vom gewöhnlichen distanziert-passiven Zuschauerdasein. So geht Theater heute!

Julia Wessel, Literatur- und Kulturmagazin "Auf der Höhe"
Greza spielt einen starken Mann, der aber seine überbordenden Emotionen und unkontrollierbar scheinenden Affekte nur bedingt hinter einer abgebrüht coolen Fassade verbergen kann. Immer wieder bricht die Verzweiflung über das Erlebte durch, immer wieder überrascht Greza mit Ausbrüchen, mit Momenten mentaler Entgleisung.
Zwischen den Pflanzen, in denen sich Greza frei bewegt und, das Publikum mit sich ziehend, immer neue Stationen für seine Erzählung sucht, entstehen tief beeindruckende Bilder. Sowohl ästhetisch, als auch emotional. 
Wohl dosierte Klangeffekte – wie etwa Meeresrauschen – verleihen dem Glashaus eine mystisch unwirkliche Grundstimmung. Dieses freie aber wohl durchdachte Spiel mit der Kulisse erfährt einen Höhepunkt, wenn Greza das Glashaus verlässt, um Odysseus im Hades – der Unterwelt – hinter dem Glas effektvoll beleuchtet, von außen, wie aus einer anderen Dimension erscheinen zu lassen.
Trotz aller Introspektive, gelingt es, die Geschichte Odysseus in gut einer Stunde mit allen zentralen Wendepunkten zu erzählen, was das Stück, frei nach Homer, auch für die in altgriechischer Epik weniger bewanderten, leicht verständlich macht. Torsten Krug lässt sein Werk eben nicht in undurchsichtigem Kaprizieren auf die reine Metaebene einer kriegsgeschädigten Figur ersticken, er öffnet Perspektiven auf allen Ebenen.

Christian Oscar Gazsi Laki,
Westdeutsche Zeitung
Regisseur Torsten Krug hat eine stimmige Textfassung erstellt, die alten Duktus und moderne Anspielungen fein ausbalanciert. Odysseus zeigt er nicht als strahlenden Helden unter Palmen, (...) sondern als gebrochenen Menschen. (...) Miko Greza ist als Kriegsheld, der zum Gärtner wird, nicht nur leibhaftig eine Wucht. Die Bilder, wie er sich das Gewächshaus von innen und außen aneignet, bleiben lange haften.

Anne Grages, Westdeutsche Zeitung
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